Konfliktmineralien
Informationen und Service zu Konfliktmineralien
Konfliktmineralien: Ressource und Gefahr
Konfliktmineralien (allgemeiner: “Konfliktrohstoffe” oder “Konfliktressourcen”) sind Güter wie Rohstoffe oder auch natürliche Ressourcen, die in Konfliktregionen und Hochrisikogebieten oft illegal und ohne staatliche Kontrolle abgebaut oder gefördert werden. Systematische Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen gehen damit einher. Daher ist es ein Thema für die Corporate Social Responsibility (CSR) und die Sorgfaltspflicht von Unternehmen.
Im Speziellen sind mit Konfliktmineralien (engl. „conflict minerals”) Zinn, Wolfram, Tantal und Gold gemeint – in ihrer Gesamtheit 3TG genannt, wegen der englischen Bezeichnungen tin, tungsten, tantalum. Zu den Erzen dieser Rohstoffe zählen Kassiterit (Zinnerz), Wolframit (Wolframerz), Coltan (Tantalerz). Insbesondere bei elektronischen Geräten wie Computern oder Mobiltelefonen werden diese Erze verwendet.
Um Menschenrechtsverletzungen beim Abbau von kritischen Rohstoffen zu verhindern, gibt es international verschiedene gesetzliche Auflagen. Die Vorgaben einzuhalten bzw. Konfliktmineralien in Produkten zu vermeiden, kann ein erheblicher Wettbewerbsfaktor sein, stärkt die CSR und kann auch über den Unternehmenserfolg entscheiden.
Sorgfaltspflichten für Unternehmen in den USA und der Dodd-Fank Act
Bereits seit 2014 bestehen Sorgfaltspflichten für Unternehmen, die in den USA börsennotiert sind und Conflict Minerals verwenden. Sie gehen auf den sogenannten Dodd-Fank Act zurück. Ähnlich wie beim Kimberley-Prozess, der seit 1998 durch staatliche Herkunftszertifikate den Handel mit Blutdiamanten einschränkt, sollen Firmen dazu angehalten werden, diese Mineralien auf verantwortungsvolle Weise zu erwerben und rechtmäßige Handelswege zu gehen. Ziel ist es, bewaffnete Konflikte in den Herkunftsländern nicht weiter finanziell zu unterstützen. Als Herkunftsländer im Sinne des Dodd-Frank Acts gelten die Demokratische Republik Kongo (DRC) und angrenzende Staaten: Angola, Burundi, Zentralafrikanische Republik, Republik Kongo, Ruanda, Südsudan, Tansania, Uganda und Sambia.Corporate Social Responsibility (CSR)
Wichtig zu wissen: Nach dem Dodd-Frank Act ist es nicht verboten, sogenannte DRC-Mineralien zu verwenden. Da die Unternehmen dies aber offenlegen müssen, gilt das Prinzip „name and shame“. Das heißt, allein schon aus Prestigegründen werden US-börsennotierte Unternehmen Wert darauflegen, die entsprechenden Mineralien in ihren Produkten zu vermeiden. Denn „Corporate Social Responsibility“ (CSR) wird von der Öffentlichkeit immer höher bewertet.Mit der am 19. Mai 2017 vom EU-Parlament und dem Europäischen Rat veröffentlichen Verordnung (EU) 2017/821 wurde ein Rechtsrahmen in der EU geschaffen, um den Handel mit Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold einzuschränken. Dieses sogenannte Unionssystem soll international für Transparenz und Sicherheit hinsichtlich der Lieferpraktiken von Unionseinführern, Hütten und Raffinerien sorgen. EU-Importeure von Konfliktmineralien müssen bestimmten Sorgfaltspflichten („Due Diligence“) nachkommen, d. h. Schaden in den betreffenden Gebieten vermeiden und ihre Ein- und Verkäufe gemäß den fünf Schritten der OECD-Leitlinien zur Sorgfaltspflicht überwachen und regeln:
- Zuverlässige Managementsysteme in Unternehmen einrichten.
- Die Risiken in der Supply Chain identifizieren und bewerten.
- Eine Strategie zum Umgang mit den identifizierten Risiken entwickeln und umsetzen.
- Eine Begutachtung durch unabhängige Dritte hinsichtlich der Sorgfaltspflichten an identifizierten Punkten in der Supply Chain durchführen.
- Einen Bericht zu Sorgfaltspflichten erstellen.
Die Leitlinien sind für Unternehmen nicht rechtsverbindlich, jedoch wurde ein neues, strengeres Beschwerde- und Vermittlungsverfahren eingerichtet.
Die US-börsennotierten Unternehmen reichen die Offenlegungspflicht durch die Lieferkette hindurch. Deutsche und andere europäische Unternehmen können als Zulieferer also indirekt betroffen sein. In ihrem Materialberichtswesen müssen sie Erklärungen über die verwendeten kritischen Rohstoffe und deren Herkunft abgeben. Ist ein europäisches Unternehmen selbst an der US-Börse notiert, ist es von den Regelungen sogar unmittelbar betroffen. Es muss seinerseits über die gesamte Supply Chain hinweg einen Nachweis über die Verwendung und die Herkunft von Konfliktmineralien führen.
Nachweis und Berichterstattung über Konfliktmineralien
In dem Bericht ist nachzuweisen, ob Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erze oder Gold aus der Demokratischen Republik Kongo (DRC) oder deren Nachbarstaaten („DRC-Länder“) stammen, und inwiefern sie für das Produkt tatsächlich „notwendig“ sind. Ist dies der Fall, müssen die Unternehmen genau darlegen, woher die kritischen Mineralien stammen. Sofern die Mineralien tatsächlich aus einem der DCR-Länder kommen, muss ein „Konfliktmineralienbericht“ erstellt werden. Er erläutert detailliert, welche Anstrengungen unternommen wurden, um die Herkunft der Conflict Minerals zu klären und sicherzugehen, dass durch den Handel weder direkt noch indirekt ein bewaffneter Konflikt unterstützt wird. Dieser Bericht muss von unabhängiger Stelle geprüft werden. Betroffene Unternehmen müssen für das jeweils vergangene Kalenderjahr Rechenschaft ablegen, unabhängig vom Ende ihres Geschäftsjahres. Der Bericht wird jeweils am 31. Mai jedes Jahres für das vorige Jahr fällig.
Durch die globalen Lieferketten sind international schätzungsweise rund 195.000 Firmen von der US-Beweispflicht betroffen.
Durch die EU-Verordnung werden Händler und Importeure von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold zudem verpflichtet, eine Due Diligence aufzubauen. Bei Nichteinhaltung gibt es Sanktionen. Produzierende Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern werden dazu angehalten, freiwillig ihre Supply Chain offenzulegen.
Identifizierung von Konfliktmineralien in der Lieferkette
Einige Unternehmen informieren ihre Supply Chain über die gesetzlichen Anforderungen und bitten Zulieferer jene Teile zu ermitteln, die Konfliktmineralien oder deren Derivative enthalten. Anschließend sollten die Lieferketten der Teile und die Hütten, die mit diesen in Verbindung stehen, identifiziert werden. Schließlich muss geprüft werden, ob die identifizierten Stoffe aus Schrott oder aus recyceltem Material gewonnen wurden oder tatsächlich aus Konflikt-Minen stammen. Firmen können es auch positiv für die Stärkung ihrer CSR nutzen, den Auflagen zu Konfliktmineralien vorbildlich nachzukommen. Dabei beraten und unterstützen wir Sie gerne. Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf für ein Erstgespräch zur Orientierung!Ethik im Kobalt-Abbau: Herausforderungen und Fortschritte
Abgebaut wird Kobalt meist in der Demokratischen Republik Kongo, da sich hier über 50 Prozent des weltweit bekannten Kobaltvorkommens befindet. Wie bei den sogenannten Konfliktmineralien “3TG” findet auch hier der Abbau oft unter problematischen Bedingungen statt. Bereits im Jahr 2017 machte ein Bericht von Amnesty International über Kinderarbeit in der Lieferkette auf das Thema aufmerksam. Ursprünglich sollte Kobalt neben den 3TG das fünfte Konfliktmineral sein, dessen Verwendung mit dem Dodd-Frank Act (Sec. 1502) geregelt werden sollte. Dies scheiterte jedoch am Widerstand zahlreicher Unternehmen. Denn die sorgfältige Prüfung der Herkunft ist sehr aufwendig. Da Kobalt zunächst vor allem als Nebenprodukt des Kupfer- und Nickelabbaus verarbeitet wurde, ließen sich die Schmelzer nicht ohne weiteres identifizieren und validieren. Menschenrechtsorganisationen und auch Unternehmen haben in den letzten Jahren ihr Engagement für Sorgfaltspflichten bei Konfliktmineralien wie Kobalt erhöht. Bereits Ende 2019 verklagte eine US-Menschenrechtsorganisation den US-Automobilhersteller Tesla. Inzwischen kooperiert Tesla mit dem Schweizer Konzern Glencore, der laut Financial Times eines von zwei in der Demokratischen Republik Kongo tätigen Rohstoffunternehmen ist, die der RMI angehören. Auch der US-Autohersteller General Motors (GM) zog mit einem mehrjährigen Vertrag mit Glencore nach. GM baut nun zusammen mit Zulieferern ein „Ökosystem der Elektromobilität auf, welches sich darauf konzentriert, essenzielle Rohstoffe auf sichere, nachhaltige Weise zu beschaffen“. Viele weitere Unternehmen haben sich im Rahmen ihrer CSR mittlerweile freiwillig dazu verpflichtet, die gesamte Kobalt-Lieferkette offenzulegen. Gemäß den OECD-Leitlinien bezieht sich die Berichterstattung – anders als im Dodd-Frank Act für die 3TG – auf sämtliche Konflikt- und Hochrisikogebiete (CAHRAs).Umweltauswirkungen und regulatorische Anforderungen für Kobalt gemäß REACH
Kobalt (CAS-Nr. 7440-48-4) fällt zudem unter die REACH-Vorschriften, da es langanhaltende schädliche Auswirkungen auf das Wasserleben haben, eine allergische Hautreaktion hervorrufen und beim Einatmen Allergien, Asthma oder Atembeschwerden hervorrufen kann. Daher müssen Hersteller und Importeure Leitlinien zur sicheren Verwendung bereitstellen und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.Kinderarbeit und Missstände in der Mica-Industrie: Ein drängendes Problem
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Kinderarbeit am 12. Juni 2022 wies die Menschenrechtsorganisation „terre des hommes“ darauf hin, dass in der Lieferkette für Mica häufig Kinderarbeit, Korruption und Verschleierung vorkommen. Allein in Indien seien rund 30.000 Kinder unter häufigen Verletzungen, Erkrankungen und sogar Todesfällen in den Mica-Minen zur Arbeit gezwungen. Das Problem habe sich bedingt durch die Corona-Lockdowns noch verschärft, weil besonders arme indische Tagelöhner:innen ihre Kinder zum Arbeiten gezwungen hätten. Die Recherche „Hinter dem schönen Schein“ der Organisation deckte auf, dass die Herkunft aus den illegalen Minen oft über Zwischenhändler:innen verschleiert wird. terre des hommes ist Mitbegründer und Mitglied in der Responsible Mica Initiative, an der sich bereits über 70 Unternehmen beteiligen, unter anderem der Volkswagenkonzern und Daimler. Die Initiative sorgt in 100 Dörfern des indischen Mica-Abbaugebietes für verbesserte Einkommens- und Bildungsbedingungen. Die RMI hat jedoch keinen verpflichtenden Standard, nach dem Unternehmen zertifiziert werden oder auch Monitoring. Es handelt sich lediglich um freiwillige gemeinsame Lobby- und Projektarbeit mit Unternehmen.Änderungen mit dem deutschen Lieferkettengesetzt
Mit dem deutschen Lieferkettengesetz besteht ab 1. Januar 2023 jedoch für Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitenden in Deutschland die Pflicht, menschenrechtliche Risiken bei ihren Geschäftspartnern zu prüfen. Dies betrifft also auch deutsche Autobauer und Elektronikunternehmen. Sie müssen zum Thema Mica unter Umständen mit Exportfirmen für Lacke oder Farben in Indien oder mit den Herstellern von Bauteilen in China in Kontakt treten. Allerdings gilt die Pflicht zu einer menschenrechtlichen Risikoanalyse lediglich für den Fall, dass dem Unternehmen Berichte über Verstöße vorliegen. Dies ist zwar für einige Abbaugebiete von Mica wie Indien oder Madagascar belegt, nicht aber für China, Brasilien oder andere große Weltmärkte.Unser Service
Hier hilft imds professional mit umfangreichen Services, Fachkompetenz, Kontakten und fundiertem Know-how im Bereich Materialrecherche und Material Compliance Management. Wir unterstützen Unternehmen dabei, die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Konfliktmineralien zu erfüllen und ihre CSR zu stärken. So sparen Sie wertvolle Zeit und vermeiden Fehler, die sich negativ auf den Ruf der Firma auswirken. Viele Unternehmen vertrauen bereits unserer jahrelangen Expertise im Bereich Material Compliance und lassen sich von uns zum Thema Konfliktmineralien beraten und unterstützen.SEC-Webseite mit Informationen zum Dodd-Frank Act | Link |
Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act Relevant: SEC. 1502 (S. 369-375) | |
Allgemeine Definition nach Wikipedia | Link |
Pressemeldung der SEC | Link |
Webseite der Responsible Minerals Initiative (RMI) | Link |
Verordnung (EU) 2017/821 des Europäischen Parlaments und des Rates | Link |
Weiterführende Informationen zur Europäischen Regelung | Link |
Empfehlung (EU) 2018/1149 der Kommission zu unverbindlichen Leitlinien für die Ermittlung von Konflikt- und Hochrisikogebieten | Link |
Anleitung zur Due Diligence: Hin zu konfliktfreien Mineralien-Lieferketten (englisch) | |
Positionspapier des ZVEI zu Konfliktmineralien | Link |
Konfliktmineralien: Liste der zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten, die gemäß Artikel 10 Absatz 1 der Verordnung (EU) 2017/821 benannt wurden (englisch) | |
OECD-Leitsätze für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht | |
Überblick über Herkunftsländer (CAHRAs) | Link |
DIHK-Merkblatt zum Dodd-Frank Act | |
Webseite der Responsible Mica Initiative | Link |
Möglichkeiten der Berichterstattung:
Manuelle Berichterstattung: Conflict Minerals Reporting Template (CMRT)
Reporting-Template für Kobalt und Mica (EMRT)
Konfliktmineralien im IMDS (für die Automobilindustrie)
Konfliktmineralien im
CDX-System (branchenübergreifend)
Dienstleistungen rund um Konfliktmineralien
Sie benötigen weitere Informationen zu den beschriebenen Tools oder Unterstützung? Um Ihre Sorgfaltspflicht zu gewährleisten und die CSR zu stärken, lohnt es sich – meist auch sehr schnell finanziell – die Hilfe von Profis in Anspruch zu nehmen.
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